DEM U14: Neil Albrecht knackt die 2000

Vom 19. bis 25. Mai durfte Neil Albrecht zum dritten Mal zur DEM nach Willingen. Die ersten beiden Auftritte 2022 und 2023 in der U12 findet ihr im Archiv. In einer sehr starken U14 startete Neil gerade noch so in der oberen Hälfte, auf 22 gesetzt bei 50 Teilnehmern. Gegen die Top 8 dieses Feldes wäre unsere Erste 2-zu-6-Außenseiter.

Was soll ich sagen: Neil hat ein tolles Turnier gespielt und das Soll deutlich übererfüllt: 4 Siege, 3 Unentschieden, nur 2 Niederlagen, ab Runde 2 immer an einem der ersten 10 Bretter. Mit diesen 5,5/9 kommt er elf Plätze besser als sein Setzlistenplatz als 11. ins Ziel. Für die Top 10 fehlen ihm nur schlappe 2,5 Pünktchen in der zweiten Feinwertung. Seine DWZ-Erwartung übertrifft er um mehr als 1,5 Punkte, womit er sich um 42 Punkte auf 2022 verbessert. Bei der Elo beträgt das Plus sogar 59 Punkte, die 2000 verfehlt er aber knapp, weil sein Erstrundengegner noch keine Elo hatte.

Wie kam es dazu?

Runde 1 (Brett 22) Neil Albrecht 1:0 Leo Keßler (1640)

DEM 2024 Runde 1

Neil bekommt gegen seinen Spanier ein frühes f5 vorgesetzt, zeigt sich taktisch viel besser auf der Höhe und hat bereits nach weniger als 20 Zügen diese malerische Stellung mit Mehrqualle und zwei verbundenen Freibauern auf f7 und g5 auf dem Brett, die er schnell in den Sieg ummünzt.

Runde 2 (Brett 6) Tugrul Türel (2100) 0:1 Neil Albrecht

DEM 2024 Runde 2

Doppelrunde am ersten Tag. Am Nachmittag bietet sich für Neil die Gelegenheit zu einer Revanche, denn vor 1,5 Jahren wurde er beim Deizisauer Herbstopen nach 4/4 von Tugrul jäh gestoppt. Die Revanche gelingt in großem Stil: dank guter Vorbereitung erreicht er eine aussichtsreiche Stellung, nutzt ein paar Ungenauigkeiten des Gegners und macht dann pragmatisch den Sack zu. In der Diagrammstellung hat Schwarz zwar einen Turm mehr auf dem Brett, es drohen aber hässliche Läuferschachs, die den König ins Freie ziehen könnten. Als wir zu Hause schon leicht nervös werden, denkt Neil zwanzig Minuten nach und entkorkt das (für uns) unerwartete Lg5, wonach der Rest eine Sache der Technik war!

Runde 3 (Brett 3) Neil Albrecht 0:1 CM Nikita Nechitaylo (2250)

DEM 2024 Runde 3

Von Neils Doppelsieg ist nicht nur die Sontheimer Fankurve begeistert, sondern auch das DSJ-Medienteam, das in der Tageszusammenfassung mit „U14 – Bahnt sich eine Überraschung an?“ ordentlich Druck aufbaut. Leider bleibt die erneute Überraschung am zweiten Tag aus. Der schwarze Angriff am Königsflügel sieht schon bedrohlich aus, wird aber erst übermächtig, als Neil hier mit Sxf6+ auch noch den Tf8 zur Party einlädt. Danach muss sich Nikita nicht mehr um seinen Td8 kümmern, sondern kann kurzen Prozess machen.

Runde 4 (Brett 7) Neil Albrecht 1:0 CM Levi Malinowsky (2069)

DEM 2024 Runde 4

Nachdem der von der DSJ aufgebaute Druck erstmal weg ist, spielt Neil eine schöne positionelle Partie, erst mit Spiel gegen den rückständigen e7 und als der vorgezogen und abgetauscht wird, gegen den isolierten d6, immer verbunden mit Ideen auf den schwarzen Feldern am geschwächten Königsflügel. Aber statt sich an den Bauern d6 zu klammern und Neil zeigen zu lassen, ob und wie man ihn trotzdem gewinnt, gibt ihn Levi mit Dd7 einfach gleich her. Danach muss Neil “nur“ noch zeigen, wie man den Mehrbauern auch mit doppeltem b-Bauern verwertet, was ihm einwandfrei gelingt: 3 aus 4!

Runde 5 (Brett 6) Daniil Yasmo (2043) 1:0 Neil Albrecht

DEM 2024 Runde 5

Am zweiten Tag mit Doppelrunde bietet sich Neil erneut die Gelegenheit zu einer Revanche, diesmal schon am Vormittag. Gegen Daniil hatte er bei der WJEM seine einzige Niederlage kassiert, was ihn die direkte Qualifikation für die DEM kostete. Zur Überraschung der Fankurve kommt die gleiche Variante wie in der zweiten Runde aufs Brett. Daniil scheint vorbereitet, schon im 10. Zug weicht er vom Vorgänger ab, im Diagramm hat er gerade seinen g-Bauern auf die Reise geschickt. Dieser Bauer fällt zwar kurz danach, aber die Linie geht auf, wonach gegen Neils kurze Rochade ein Einschlag auf g7 möglich wird. Die Materialverteilung Dame gegen zwei Türme scheint dann leichter für die weiße Dame zu spielen gewesen zu sein, so dass die zweite Revanche leider ausbleibt.

Runde 6 (Brett 9) Neil Albrecht ½:½ Luka Schwitkowski (2036)

DEM 2025 Runde 6

Der Nachmittag bringt die nächste Partie mit Analogie zu einer früheren Runde, wieder ging es um die Frage, ob ein isolierter Bd6 wegfliegt oder nicht. In der Diagrammstellung geht leider Lf4 nicht und weil man natürlich die Dame nicht tauschen möchte, zog Neil Df2. Damit ist der unmittelbare Druck auf d6 erstmal weg und nachdem der Bauer einige Züge später nach einem Tausch auf e5 landet, einigt man sich bald danach auf Remis. Ich zitiere hier ausnahmsweise mal die Kiste, die ich mir während der Partien verkniffen habe: mit Tf4 kann man den Druck auf d6 mit Angriff am Königsflügel verbinden, wonach Neil gute Siegchancen geblieben wären.

Runde 7 (Brett 10) Oleg Derr (1989) 0:1 Neil Albrecht

DEM 2024 Runde 7

Nach fünf Sizilianern in Folge kommt diesmal ein Spanier aufs Brett. Neil wählt selbst eine f5-Variante, obwohl er in der ersten Runde von der anderen Seite des Brettes aus gezeigt hatte, dass das fies nach hinten losgehen kann. Nicht so in den Händen von Neil: nach einigen Abtäuschen hat Weiß hier b4 gespielt, um den Lb7 vorerst eingemauert zu belassen. Neil kann sich aber mit dem sehr feinen Bauernopfer c6-c5 sofort befreien. Die katastrophale Bauernstruktur bei Weiß musste zwar noch eine ganze Weile geduldig beknetet werden, aber schließlich holt sich Neil mit einer sauber herausgespielten 3:2-Bauernmehrheit am Königsflügel den verdienten Sieg.

Runde 8 (Brett 7) Constantin Paul Stichter (2056) ½:½ Neil Albrecht

DEM 2024 Runde 8

Die einzige Partie ohne 1.e4! Leider nutzt Neil diese Steilvorlage nicht 😉 In der Diagrammstellung hatte ich sogar ernsthafte Sorgen, ob Schwarz mit dem König in der Mitte überlebt, aber es ergab sich ausreichend Gegenspiel gegen e3 und der König stand auf d8 erstaunlich sicher, so dass die Partie halbwegs friedlich ins Remis mündete.

Runde 9 (Brett 6) Neil Albrecht ½:½ Sebastian Mündörfer (1962)

Ich hoffe, dass ich niemandem zu nahe trete, wenn ich behaupte, dass es sich bei dieser letzten Partie um ein recht ereignisloses Remis gehandelt hat. Zur Strafe ohne Diagramm 😉

 

 

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