Obi und Ben beim Dinkelsbühler Jugendturnier
Am vergangenen Samstag besuchten Obi und Ben bei altweibersommerlichen Temperaturen und schönstem Sonnenschein die Große Kreisstadt Dinkelsbühl, die durch den “Focus” und Prof. Dr. Gottfried Kiesow (ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz) als schönste Altstadt Deutschlands bezeichnet wurde. Das spätmittelalterliche Stadtbild verleitete die beiden 11jährigen zu einer ausgiebigen Shopping- und Sightseeingtour, für das sie den langen Weg selbstverständlich allzu gerne in Kauf nahmen. Hier konnten sie zudem ihren geschichtlichen, politischen und kulturellen Horizont erweitern, um anschließend intellektuell auch am spielabendlichen Malapropismus erfolgreich mitzuwirken und um dort dann über teils spätmittelalterliche, aber auch topaktuelle, tiefgründige, fundierte, faktenbasierte, selbsterklärend ironiefreie und bierernste Themen in einem fachlichen Kolloquium zu sinnieren.
Aber halt: Wer das jetzt wirklich glaubt, glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet
Natürlich fand in Dinkelsbühl wieder ein großes Jugend-Schachturnier statt, bei dem beide den Schachklub Sontheim wieder ordentlich vertreten wollten und adäquat ihrem Hobby fröhnten.
Folgende Grafik zeigt die Statistik der Vereine der 59 Teilnehmer des 5. Dinkelsbühler Jugend-Cups an:
Die Spieler wurden in zwei Spiel-Gruppen: U8 bis U12 und U14 bis U20, eingeteilt, wobei jedoch in jeder U-Gruppe separat um Pokale für die Plätze 1 bis 3 und um viele Sachpreise gekämpft wurde.
Obi und Ben waren in der U12 mit genau 30 Spielern am Start und man hoffte bei 9 Runden à 15 Minuten Schnellschach natürlich im Vorfeld, dass ein Sontheimer Duell, bei dem sich gegenseitig Punkte “geklaut” werden, nicht ausgelost wird.
Die Veranstaltung wurde im schönen Gymnasium in Dinkelsbühl durchgeführt. Beide Jungs waren von der Örtlichkeit hellauf begeistert und erste Wechselgedanken kamen durch den Sinn, welche, durch Spaßschach als Vorbereitung, natürlich schnell wieder verflogen.
Kurz nach 10 Uhr ging’s dann auch schon fast pünktlich los.
Als jeweils Setzlisten Zweiter und Dreizehnter war natürlich auch im Vorfeld einiges von den Jungs zu erwarten gewesen, da ja auch die bereits oben erwähnte U-Gruppen-Separation (Ben Platz 1 und Obi Platz 7 bei der U12) griff.
Aber genug geschwafelt über Statistiken oder Kaffeesatzleserei. Nun zum Turnierverlauf:
Beide starteten gegen schwächere Gegner fulminant ins Turnier mit jeweils einem vollen Punkt.
In Runde 2. erwischte es allerdings Obi gegen einen 2016 geborenen und den besten U8er, der bereits über 1200 DWZ hat, und kassierte nach einem unglücklichen Dameneinsteller eine Niederlage. Ben konnte gegen seinen schwächeren Gegner gewinnen.
Obi hatte in Runde 3 leichtes Spiel gegen seinen DWZ-losen Gegner vom Gastgeberverein. Er gewann nach Damengewinn seine Partie. Ben hatte nach Qualitätsgewinn nur noch einen Gegner: die Zeit. Im Zeitnotkrimi konnte er mit 4 Sekunden auf der Uhr die Partie erfolgreich zu Ende zu bringen.
Obi erkämpfte sich in Runde 4 sehr gute Vorteile, konnte diese allerdings gegen seinen 200 DWZ-stärkeren, Gegner nicht umsetzen und verlor unglücklich. Ben durfte gegen einen für FC Bayern München spielenden 1400er ran, der die Runde zuvor gegen die Nr. 1 der Setzliste gewann. Ben schwächte die gegnerische Stellung zusehends, so dass er in ein gewonnenes Bauernspiel abwickeln konnte.
In Runde 5 kam dann der erste Showdown zwischen den verlustpunktfreien Ben und “Obis U8 Champion” aus Runde 2. Kurioserweise spielte dieser gegen Ben die Caro-Kann-Verteidigung, bei der Ben innerhalb der letzten beiden Wochen zwei bittere Niederlagen kassierte. Zum Glück sind nur aller “guten” Dinge Drei. Ben hatte sich nun besser vorbereitet und sich auch klaren Vorteil erspielt, der zum Gewinn reichte. Ben hat in einem erneuten Zeitnotkrimi alle Bauern des Gegners geschlagen und sein Gegner hatte nach Bens Blättchenfall noch 1 Sekunde auf der Uhr. Also leider Remis. Noch schlimmer erwischte es allerdings Obi. Er erspielte sich gegen den besseren Gegner ein klar gewonnenes Leichtfiguren-Endspiel mit drei Mehrbauern. Auf Grund Zeitnot hat er allerdings eine Figur eingebüßt und kämpfte mit drei Bauern gegen einen blanken Läufer. Als Obis Blättchen fiel, hatte er letztlich noch einen Bauern gegen den Läufer. Der Schiedsrichter entschied hier allerdings gegen Obi und somit verlor er unglücklich und moralisch unverdient die Partie. Obi hatte mehrmals Remis geboten und sein Gegner nur auf Zeit gespielt, obwohl dieser selbst nur noch 6 Sekunden hatte. (Klar hätte sich Obi in der Schlussstellung einen Läufer holen können und sich quasi selbst Matt setzen können) Einfach ärgerlich…
Da es gleich mit Runde 6 weiterging, hatten beide keine Verschnaufpause und liefen sprichwörtlich aus der Spur, da sich beide innerlich auch noch über den jeweils verlorenen, halben Punkt ärgerten. Ben führte zunächst in der Eröffnung eine Figur und büßte dann blank einen Turm ein. Ben kämpfte die Qualität zurück und konnte die Partie noch drehen. Obi kämpfte mit Turm + zwei Bauern gegen eine Dame mit einem Bauer. Obi hatte zudem nur 38 Sekunden Zeit und kannte den Festungsbau nicht. Alles schien verloren. Zum Glück übersah sein Gegner ein Schach und führte seinen dritten, unmöglichen Zug aus. Obi konnte sich damit den “verlorenen” Halben zurückholen.
Eine nette Idee des Veranstalters war übrigens, dass jeder sobald dieser 5 Punkte erreicht sich schon mal einen Sach-Preis aussuchen konnte. Ben konnte daher am noch vollen Ausgabentisch zugreifen.
Ben griff hier reflexartig zu einem Schachbuch. Es gibt schließlich immer was zu lernen ;-).
Runde 7 lief an und es ging in die heiße Schlussphase. Obi konnte hier wieder richtig auftrumpfen und gewann seine Partie. Ben spielte gegen Setzlisten Nr. 1 und war im gleichartig strukturierten Bauern-Läuferendspiel durch einen Doppelbauer und schlechten Farben der Bauern des Gegners im Vorteil. Allerdings kam Ben nicht weiter und die Partie endete Remis. Sein direkter Konkurrent zog derweil mit einem weiteren, vollen Punkt davon.
In der vorletzten Runde wurde Obi an Brett 5 gesetzt und konnte noch ernsthaft um die Medaillen bzw. Pokale mitmischen. Er stellte leider im Mittelspiel gegen den 200 Punkte stärkeren Ostalb Konkurrenten Tim Neumüller die Qualität und wenig später die Partie ein. Ben müsste gegen Setzlisten Nr. 5 ran. Er erbaute sich stellungstechnisch immer mehr Vorteile und gewann einen Bauern. Ben war später dann, wie fast immer in diesem Turnier, der Letztspielende in Zeitnotphase und hatte zwei Bauern im Doppel-Turmendspiel mehr, was er aber umsetzten könnte.
In der Endrunde nach über ca. 5,5 anstrengenden Stunden waren alle sichtlich platt. Ben hatte die komfortable Ausgangslage, dass evtl. sogar eine Niederlage für Platz 2 Gesamt und Platz 1 U12 reichte, da er auf Platz 3 mit einem Punkt Vorsprung führte. Mit bester Buchholz und einen halben Punkt schlechter auf Platz 1, wollte er sich jedoch die Chancen auf den Gesamtsieg wahren und spielte auf Sieg. Obi stand auf Platz 12 Gesamt und konnte zwar nicht mehr um das Treppchen spielen, aber gab trotzdem nochmals Vollgas.
Obi hatte ein ungleichfarbiges Läufer-Endspiel mit jeweils einem Turm und Bauern. Aber seine noch fehlende Routine führte leider zu einer Niederlage.
Bens Konkurrent Noah ließ überhaupt nichts mehr anbrennen und holte sich den vollen Punkt. Er hatte damit verdient, wohlgemerkt als U8er, das Turnier mit 8,5 Punkten gewonnen.
Ben gewann in der Eröffnung zwei Bauern, aber der Gegner kam mit Turm und Dame zu starkem Gegenspiel. Ben wollte aber kein Remis und opferte einen Bauer, um Gegenspiel zu erlangen und seinerseits in den Angriff überzugehen. Der Gegner konnte diesen zwar abwehren, jedoch fand er sich in einem Turmendspiel mit zwei Minusbauern wieder. Ben brachte dies sauber zu Ende.
Das Gesamtergebnis kann sich durchaus sehen lassen:
Obi: 4 aus 9 Punkte, Gesamtplatz , Platz ? U12
Ben: 8 aus 9 Punkte, Gesamtplatz 2 , Platz 1. U12
Und das Gute kommt zum Schluss: Obi griff bei Preisverleihung nun auch zum Schachbuch und, vor allem, es gab diesmal kein Sontheimer Duell 😉